Was bedeutet "indirekte Steuerung" im Unternehmen?
Was bedeutet indirekte Steuerung im Unternehmen?
"Indirekte Steuerung" ist ein Bild aus der Biotechnologie. In der Biotechnologie werden Lebensprozesse von Lebewesen so gesteuert, dass sie "wie von selbst" etwas tun, was im Sinne der Menschen ist, die diese Lebewesen für ihre Zwecke einsetzen. Dabei werden die Lebewesen nicht trainiert, sondern ihre künstlich eingerichtete "Umwelt" wird vom Biotechnologen so eingerichtet oder modifiziert, dass die Lebensprozesse dieses Lebewesens von selbst zu den gewünschten Resultaten führen. (Berühmte Beispiele dafür snd die Wirkungen des Hefepilzes im Brotteig, der Bierhefe beim Berbrauen oder des Kefirpilzes.) Die Aufgabe des Biotechnologen ist es, die "Umwelt"-Bedingungen so einzurichten, dass das gewünschte Produkt tatsächlich entsteht. Er erreicht das durch die Modifikation der Bedingungen, die das Lebewesen als seine Umwelt vorfindet. (Er erhöht die Temperatur, er erhöht den Anteil an x in der Umwelt-Atmosphäre etc.) Durch die Modifikation der Bedingungen des Tuns der Lebewesen steuert er indirekt (nicht durch Anweisung, sondern durch über die Modifikation der Umwelt-Bedingungen gelieferte "Informationen"), was geschieht. "Indirekt" ist diese Steuerung, weil sie nicht das Verhalten selbst dirigiert, sondern sich auf die Kraftentfaltung der Lebewesen verläßt. Die indirekte Steuerung steuert allerdings duch die Modifikation der Bedingungen, unter denen das Lebewesen lebt.
Die indirekte Steuerung ist deswegen eine Art, "wie von selbst" zu erreichen, was geschehen soll. Die Lebewesen aber tun es selbst und erleben es als ihre eigene Tat. Aus der Sicht der Lebewesen tun sie selbst, was aus der Sicht des Bioechnologen "wie von selbst" geschieht. Denn auf die veränderten Bedingungen reagieren die Lebewesen von selbst so, dass sie selbst anders handeln. Auf diesen Mechanismus kommt es in der indirekten Steuerung an.
Im Unternehmen gilt es, die Handlungsumgebung der Beschäftigten durch Modifikation der Bedingungen so einzurichten, dass sie darauf möglichst produktiv reagieren. Die Arbeitssituation wird als eine "Umwelt" der Beschäftigten betrachtet. Diese "Umwelt" wird als eine Gesamtheit der Bedingungen angesehen, die sich im Einzelnen modfizieren lassen. Die Kunst der Unternehmensleitung besteht nun darin, die "Umweltbedingungen" der Beschäftigten so einzurichten, dass die Beschäftigten "von selbst" so reagieren, dass sie "selbst" das tun und es in der Form tun, was getan werden soll. (Es ist dies der "Vorteil" des Begriffs "Umwelt" gegenüber dem Begriff "Natur", dass die Umwelt modifizierbar ist, weil sie nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit darstellt und aus verschiedenen modifizierbaren Bedingungen zu bestehen scheint.) Die Beschäftigten reagieren "selbst" - durch ihren eigenen Antrieb und ihre eigene Energie - so, wie die Unternehmensleitung das geplan hat. Was aus der Sicht der Bechäftigten ihr eigenes Tun ist, das ist aus der Sicht der Unternehmensleitung etwas, was sie "wie von selbst" tun. Denn es ist eine - auf dem Umweg der Modifikation der Bedingungen des Tuns erreichte - Steuerung dessen, was die Beschäftigten im Unternehmen "von selbst" tun, wenn sie zusammenarbeiten.